Stampflehm bei den gastwerken:

Seit 10 Jahren werden auf dem Gelände der gastwerke Gebäude nach ökologischen Gesichtspunkten saniert und ausgebaut. Seit zwei Jahren werden auch neue Gebäude konstruiert. Diese Gebäude wurden und werden in Stampflehmbauweise errichtet. Im Jahr 2018 wird das mittlerweile dritte Gebäude in dieser Bauweise gebaut. Über diese Zeit haben wir uns ein breites theoretisches und praktisches Wissen angeeignet. Im vergangenen Jahr haben wir mit dem Fachbereich Architektur der Universität Kassel einen Workshop zu Stampflehmbau angeboten und auch im Jahr 2018 werden praktische und theoretische Veranstaltungen zum Thema Ökologisch Bauen mit Lehm angeboten.

Herausforderungen beim Stampflehmbau

1. Lehm ist kein genormter Baustoff: An jeder Stelle, an der man für ein Stampflehmgebäude Erde aushebt, hat diese eine andere Zusammensetzung aus Ton, Sand und Schotter. Für jede Baustelle muss die Erde also neu geprüft und eventuell ergänzt werden.

2. Lehm schwindet beim Trocknen: Nachdem die Erde zu Wänden verdichtet wurde folgt ein längerer Trocknungsprozess des Lehms, bei dem die Wände an Volumen verlieren. Je nach Zusammensetzung entstehen beim Trocknen der Stampflehmwände dadurch Trockenrisse.

3. Lehm muss vor Wasser geschützt werden: Lehm ist auch im komprimierten Zustand nicht wasserfest, d.h. die Stampflehmkonstruktion muss durch konstruktive Maßnahmen vor Wasser geschützt werden (Sockel, Dachüberstand, etc.) oder die Oberfläche muss mit wasserabweisenden Materialien behandelt werden.

Vorteile der Stampflehmbauweise

1. Lehm ist hygroskopisch: Die Lehmmauer nimmt Feuchtigkeit auf und gibt sie bei Bedarf wieder ab. Sie reguliert also die Luftfeuchtigkeit und dadurch das Raumklima.

2. Lehm speichert Wärme: Stampflehmmauern sind im Vergleich zu anderen Mauerwerken sehr dick und speichern hervorragend Wärme. Somit kann Sonnenenergie passiv genutzt werden und dadurch Ressourcen gespart werden.

3. Lehm ist ein nachhaltiger Baustoff: Lehm für Stampflehmbau kann meistens entweder direkt an der Baustelle oder sehr lokal gewonnen werden. Im Vergleich zu anderen Baumaterialien ist der Energieaufwand zur Aufbereitung verschwindend gering. Außerdem kann der Lehmanteil eines Gebäudes nach Abriss ohne Probleme wiederverwertet werden, es entstehen keine Bauabfälle und somit eignet sich der Baustoff für eine ressourcenschonende Kreislaufwirtschaft.

Stampflehm – Traditionelle und innovative Bauweise

Stampflehm, auch bekannt als Taipa, rammed earth, pisé und hangtu ist eine der simpelsten Bauweisen und wird überall auf der Welt angewandt. Da man für Stampflehmgebäude lokale Materialien verwenden kann und die Konstruktion mit einfachsten Hilfsmitteln möglich ist hat diese Bauweise eine Jahrtausende alte Tradition. Erste einzelne Stampflehmgebäude wurden in China vor 7000 Jahren gebaut. Vor 4000 Jahren war Stampflehm der gebräuchlichste Baustoff für Fundamente und Wände in China. Bis ins Mittelalter wurde auch in weiten Teilen Europas mit Stampflehm gebaut. Mit steigender Verfügbarkeit und Erschwinglichkeit anderer Baustoffe im Rahmen der Industrialisierung und Globalisierung hat Stampflehm seit Beginn des 18. Jahrhunderts als Baustoff deutlich an Bedeutung verloren.

Im Zuge der Nachhaltigkeitsdebatte und eines Erstarkens der ökologischen Bauweisen rückt Stampflehm in letzter Zeit wegen des geringen Energieaufwandes zur Verarbeitung, der lokalen Verfügbarkeit und der Wiederverwertbarkeit verstärkt in den Fokus.

Eindrücke zu Gestaltungsmöglichkeiten und Ablauf der Bauweise:

Beispiele für Stampflehm als architektonisches Gestaltungselement:
https://www.pinterest.co.uk/dezeen/rammed-earth/

Zeitraffer-Video von einer Stampflehmbaustelle in Australien:
https://www.youtube.com/watch?v=vD_PWbrG9GA

Eindrücke aus Australien, wo Stampflehm ein mittlerweile wieder geläufiges Baumaterial ist:
https://vimeo.com/119851466

In mehreren Workshops ist eine Kleinwindanlage aus größtenteils recyceltem Material entstanden. Am konkreten Beispiel kann seit der Eröffnung im Mai 2017 die niedrigschwellige Nutzung erneuerbarer Energien aufgezeigt werden. Die gewonnene Energie wird unter anderem für den Energiebedarf der Bildungsveranstaltungen genutzt.

Seit 2016 ziert ein verwunschener Kräutergarten mit Trockenmauern, Totholzhecken und einem kleinen Teich das Gelände der gASTWERKe.